(Keine) Anerkennung des zertifizierten Sachverständigen durch das Finanzamt?

Irgendwo haben Sie gehört, dass Sie einen "zertifizierten Sachverständigen" beauftragen sollen, damit dessen Verkehrswertgutachten auch anerkannt wird. Dann kommt die böse Überraschung: Das Finanzamt lehnt den Sachverständigen ab. Aber woran liegt das?

Das Wichtigste zuerst:

Immer wieder kommt es vor, dass Verkehrswertgutachten, die zum Nachweis eines niedrigeren gemeinen Wertes erstellt worden sind, von den zuständigen Finanzämtern abgelehnt werden. Die Gründe liegen oft in der nicht ausreichenden Zertifizierung des Sachverständigen. Wie immer im Leben ist es deshalb auch bei den zertifizierten Sachverständigen so: Man muss sehr genau hinschauen, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Es gibt eine Vielzahl von Zertifizierungen, die vermeintlich gut ausgebildete Sachverständige als Profis ausweisen. Aber Achtung: Der Begriff Zertifikat / Zertifizierung ist nicht geschützt. Demnach kann jeder für alles Mögliche ein Zertifikat ausstellen und Sie laufen Gefahr, einen Immobiliengutachter zu beauftragen, dessen Zertifizierung zwar an der Wand gut aussieht, Ihnen aber nichts bringt.

In diesem Artikel:

Eine Zertifizierung kann auch in die Irre führen

Nicht jede Zertifizierung eines Sachverständigen für Immobilienbewertung wird vom Finanzamt anerkannt. Und so kommt es, dass wir häufig Aufträge von Kunden erhalten, die zuvor bereits einen anderen zertifizierten Sachverständigen beauftragt hatten, dessen Gutachten aber vom Finanzamt nicht anerkannt wurde. Dann ist der Ärger groß: Denn neben dem Verlust an Zeit haben die Kunden in der Regel auch bereits viel Geld für das nutzlose Verkehrswertgutachten ausgegeben.

Zertifikat vs. Zertifizierung

Sie wollen Immobiliengutachter werden? Das ist einfach: Diverse Anbieter werben mit Seminaren, die Sie in rund fünf Tagen zum zertifizierten Sachverständigen für Immobilienbewertung (oder ähnlich) machen. Das klingt dann sehr professionell und Sie können als Immobiliengutachter arbeiten. Sie erhalten sogar ein Zertifikat, dass Sie an die Wand hängen können. Nur stellt sich die offensichtliche Frage, ob man tatsächlich in nur einer Woche zu einem erfahrenen Sachverständigen ausgebildet werden kann, der seriös in der Lage ist, Immobilien zu bewerten und damit weitreichende Vermögensentscheidungen zu treffen. Man darf Zweifel haben. Sie gehen ja auch nicht zu einem Arzt oder Steuerberater, der seine Qualifikation in einem Fünftagesseminar erlangt hat - oder?

Deshalb gibt es auch solche Sachverständige, die ein jahreslanges Studium absolvieren, viele Jahre Berufserfahrung haben und sich dann umfangreichen Prüfungen zur Zertifizierung unterziehen. Eine Zertifizierung, die schlussendlich auch anerkannt ist, setzt voraus, dass mehrere Jahre Berufserfahrung nachgewiesen werden. Darüber hinaus werden die Sachverständigen und Immobiliengutachter umfangreich geprüft und zur Qualitätseinhaltung verpflichtet. Erst nach diesem aufwendigen Zertifizierungsverfahren werden die Sachverständigen und Immobiliengutachter schleißlich zertifiziert.

Wie kann es sein, dass eine Zertifizierung vom Finanzamt nicht anerkannt wird?

Die gesetzlichen Grundlagen finden sich im Bewertungsgesetz, genauer im § 198 BewG. Dort wird festgelegt, dass der Nachweis eines niedrigeren gemeinem Wertes einer Immobilie von einem durch eine nach DIN EN ISO/IEC 17024 akkreditierte Stelle zertifizierten Sachverständigen oder Gutachter für die Wertermittlung von Grundstücken zulässig ist. Im genauen Wortlaut heißt es dort:

Bewertungsgesetz (BewG) - § 198 Nachweis des niedrigeren gemeinen Werts: (2) Als Nachweis des niedrigeren gemeinen Werts kann regelmäßig ein Gutachten des zuständigen Gutachterausschusses im Sinne der §§ 192 ff. des Baugesetzbuchs oder von Personen, die von einer staatlichen, staatlich anerkannten oder nach DIN EN ISO/IEC 17024 akkreditierten Stelle als Sachverständige oder Gutachter für die Wertermittlung von Grundstücken bestellt oder zertifiziert worden sind, dienen.

Das klingt ganz schön sperrig und wenn einer behauptet, er sei zertifiziert, dann reicht das doch. Oder? Nein. Eben nicht. Man muss schon genauer hinschauen.

Welche Zertifizierungen gibt es?

Wenn Sie sich über zertifizierte Sachverständige Informieren wollen, dann finden Sie im Internet eine ganze Menge Kolleginnen und Kollegen, die eine Zertifizierung vorweisen können und damit werben. So gibt es Dekra zertifizierte Sachverständige für Immobilienbewertung, Zertifzierungen von European Certification CYF und so weiter und so fort. Alle schreiben sie irgendwas von DIN EN ISO/IEC 17024 und klingen damit sehr professionell. Wenn man aber genauer hinschaut und den Wortlaut des Gesetztes versteht, stellt man fest: Diese Zertifizierungen reichen oftmals nicht aus. Manche sind vielleicht einfach nur "fauler Zauber" und möglicherweise bewusst irreführend dargestellt.

Worauf muss ich bei Auswahl eines zertifizierten Sachverständigen achten?

Damit ein Verkehrswertgutachten im Sinne des § 198 BewG, das von einem zertifizierten Sachverständigen für Immobilienbewertung erstellt wurde, auch von Finanzämtern anerkannt wurde, muss der Sachverständige von einer akkreditierten Stelle zertifiziert sein. Was kompliziert klingt, ist relativ einfach zu prüfen.

1. Fragen Sie den Sachverständigen nach seiner Zertifizierungsstelle und suchen Sie deren Webseite. Dort wird es ein Zertifizierungsverzeichnis geben, in dem der Sachverständige verzeichnet sein muss. Wenn er dort nicht auftaucht: Finger weg. Das Verkehrswertgutachten könnte sich für Sie als wertlos erweisen.

So sollte es aussehen: Der Sachverständige ist im Zertifizierungsverzeichnis gelistet.

2. Prüfen Sie, ob die Zertifizierungsstelle, die die Zertifizierung für den Sachverständigen ausgestellt hat, auch wirklich akkreditiert ist. Dafür gehen Sie auf die Webseite der deutschen Akkreditierungsstelle und suchen nach der Zertifizirngsstelle. Wenn diese dort nicht verzeichnet ist: Finger weg. Das Verkehrswertgutachten könnte sich für Sie als wertlos erweisen.

Die Zertifizierungsstelle ist bei der DakkS gelistet und von dieser akkreditiert.

3. Wenn Sie den Sachverständigen bei seiner Zertifizierungsstelle gefunden haben und diese Zertifizierungsstelle auch akkreditiert und bei der DakkS gelistet ist, dann prüfen Sie die Akkredtierungsurkunde, die Sie dort als PDF einsehen können. Ist die exakte Zertifizierungsbezeichnung des Sachverständigen in der Urkunde genannt? Falls nicht:  Finger weg. Das Verkehrswertgutachten könnte sich für Sie als wertlos erweisen.

Hier ist alles in Ordnung: Der Sachverständige verfügt über eine anerkannte Zertifizierung einer akkredtierten Stelle.

Unsere Zertifizierungen sind akkreditiert und anerkannt

Zugegeben: Es ist kompliziert und wir wissen auch, dass es nicht trivial ist, den Zertifizierungsdschungel zu verstehen. Dennoch plädieren wir im Sinne unserer gesamten Branche und insbesondere unserer seriösen und gut ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen dafür, dass Sie genau hinschauen. Was uns betrifft, so können wir Sie beruhigen: Unsere Zertifizierungen sind von den Finanzämtern anerkannt und von akkreditierten Stellen ausgestellt. Daher können wir Ihnen auch garantieren, dass unsere Zertifizierung nie ein Grund für eine Ablehung unserer Gutachten sein wird.

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